Predigt in Bensberg 2007 |
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Predigt während der theologischen Tagung in
Bensberg
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Der
Predigttext ist: Johannes 3,1- 8
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Liebe Freunde!
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Unser Treffen hier galt dem Versuch, einen
interreligiösen Dialog zu gestalten. So suchte ich nach einem Text,
in dem ein solches Gespräch praktiziert wird. Daher kam ich auf
Johannes 3. Es ist ein Streitgespräch zwischen einem Pharisäer,
einem jüdischen Theologen und dem Rabbi Jesus. Es geht um die Frage
des Heils. Genau geht es um die Frage des Woher des Menschen, aus
welcher Kraft lebt er. Jesus meint: es muss ein von oben Geborenwerden
geschehen. Das Neue ist Gottes Wirken, das Vertrauen des Menschen auf
dieses Neue. Es ist konkret der Zuspruch, dass der Mensch einen Wert
hat, unabhängig von seinen Leistungen, ein Wert, der dem Menschen
nicht wegzunehmen ist. Er kommt ja nicht aus meiner Leistung, hängt
auch nicht von meinem Versagen ab. Nach Johannes kann der Nikodemus das nicht verstehen
(V 4). Für ihn ist Heil menschliche Möglichkeit. Für Jesus ist Heil
Gottes Möglichkeit. Diese beiden Positionen werden im Text eben in
dem Dualismus von Fleisch und Geist gegenüber gestellt. Der Christ
lebt aus dem Geist Gottes, so wie in der Schöpfungsgeschichte das
Anhauchen durch Gottes Geist aus Erde den Menschen macht. Das Gespräch misslingt. Aber wir sind gegenüber
Johannes kritisch. Er hat das Judentum falsch dargestellt. Auch der
Jude lebt aus Gottes Zuspruch, aus dem Bund, der Gott mit seinem Volk
geschlossen hat. Im interreligiösen Gespräch ist es entscheidend,
dass die Partner sich nicht falsch darstellen. Doch was bedeutet nun
dieses „Woher“ von Gott für Juden und Christen? 1. Heil ist Zuspruch. Ich bin nicht die Resultante
der Gesellschaft, nicht meine eigenen Möglichkeiten. Ich empfinde das
als entlastend. Von der Geborgenheit, die mich von der Sorge um mich
selbst entlastet, bin ich frei zum
Besorgen der Dinge der Welt, christliches Handeln kommt nicht
aus Geboten, sondern aus dieser Erfahrung. 2. Ich habe oft den Eindruck, dass wir Menschen dem
Tantalus gleichen. Wir stehen im Wasser, über uns köstliche Früchte,
wir können Hunger und Durst nicht stillen. Wasser und Früchte
weichen bei jedem Versuch zurück. Wir scheinen gebunden zu sein, so
dass wir nicht greifen können, gebunden an vergangene Schuld, an
Mutlosigkeit, diesem Zuspruch zu vertrauen, besser ist die Devise:
Hilf dir erst selbst, dann hilft dir Gott. Die Geschichte von der
Heilung des Gichtbrüchigen zeigt aber, dass das Hören zum Gehen führt,
die Gebundenheit auflöst. Das Heil geht doch allen Lebensäußerungen
voran. Hiervon muss geredet werden, nicht von meinen Sünden. Das ist
nicht mehr die Ebene, auf der ich lebe. 3. Der Konflikt zwischen beiden Möglichkeiten ist
lebenslang. Er muss geleistet werden. 4. Der Zuspruch macht mich zum Mitarbeiter Gottes.
Ist der Zuspruch Friede, Freude und Gerechtigkeit, dann ist dies das
Grobziel, das ich nun in dieser Welt situationsgemäß verwirklichen
muss. So wird aus diesem Grobziel dann das Feinziel. 5. Dieser Zuspruch setzt uns frei zu einer
Suchbewegung. Alfred Mitscherlich hat den Gebildeten so beschrieben:
„Der ist gebildet, der seine jugendliche Ansprechbarkeit auf Neues
und Unbekanntes behalten hat. Er sucht nach Wissen und Methoden,
Erfahrungen zu prüfen. Alles Gewisse ist das Ende der Bildung.“ Es
gibt also keinen Bildungsabschluss. Die Auseinandersetzung mit dem
Zuspruch hört nie auf, es bleibt immer nur Suchbewegung. Er wird nie
fester Besitz, wir müssen wachsen im Glauben. Paulus meint: „Prüfet
alles, aber das Gute behaltet.“ Bezüglich des Heils spielen wir
immer nur die unvollendete Symphonie und immer nur als Generalprobe
(Karl Rahner). So möchte ich schließen mit einem Zitat aus dem 4.
Band der Dogmatik von Karl Barth: Dr. Martin Gerlach |
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